Über Stock und Stein

Auf dem historischen Ochsenweg von Flensburg nach Wedel

Wo einst das Vieh von den Weiden im dänischen Jütland über Schleswig und Rendsburg bis nach Wedel vor die Toren Hamburgs getrieben wurde, lockt heute ein einsamer Radweg abseits der Straßen zu einer abwechslungsreichen Tour durch das Binnenland von Schleswig-Holstein. Als alter Fernweg zwischen Nord- und Mitteleuropa, der vermutlich bereits in der Steinzeit, spätestens aber seit der Bronzezeit genutzt wurde, bietet der Ochsenweg eine spannende Mischung aus ruhigen Naturlandschaften, archäologisch bedeutenden Orten und interessanten Städten. Michael Hennemann hat sich im hohen Norden umgeschaut.

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Text/Bilder: Michael Hennemann

»Du büs Kropper Busch noch ni vörbi« – »Den Kropper Busch hast Du noch nicht hinter Dir« prangt bis heute auf der Fassade der Gastwirtschaft in Kropp. Zwar muss der Radler heute weder Räuber noch Wegelagerer fürchten, die sich zwischen den Bäumen am Wegesrand verstecken und ihr Unwesen treiben, der in der Mitte grasüberwachsende Sandweg durch den Wald bei Kropp südwestlich von Schleswig ist aber einer der ursprünglichsten Streckenabschnitte, der vom historischen Ochsenweg erhalten geblieben ist. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie hier vor etwa 400 Jahren die Treiber versuchten, ihre Herden von 40 bis 50 Rindern mit lauten Rufen und gezielten Stockschlägen auf Kurs zu halten, wenn während der Ochsentrift im Frühjahr bis zu 50.000 Ochsen von den dänischen Weidegründen nach Norddeutschland gebracht wurden. Fast meint man, den tiefen Bass von schnaubenden Nüstern und das schwere Stampfen der Hufe vernehmen zu können.

Von Flensburg nach Schleswig: Ein Großsteingrab am Wegesrand

Doch zurück zum Ausgangspunkt meiner Reise. Am Nachmittag war ich in Flensburg gestartet und hatte gleich den ersten Wegweiser direkt vor dem Bahnhof zunächst ignoriert, denn ein Abstecher zur Hafenspitze gehört zu einem Flensburg-Besuch einfach dazu. Dort locken zahlreiche Einkehrmöglichkeiten wie der »Fördekieker« mit leckeren Fischbrötchen oder die gemütlichen Strandkörbe auf der Wasserterrasse des »Heimathafen« in direkter Nachbarschaft zu den weiß in der Sonne leuchtenden Segelyachten.

Ich entscheide mich schließlich für die Strandbar Førde Strand – stilsicher mit dänischem »ö« im Namen. So darf zuerst der Sand durch die Zehen rieseln, bevor die Füße in die Pedalen treten und ich genehmige mir ein »Flens«, jenen herben Gerstensaft aus der braunen Bügelflasche mit dem Ploppverschluss, für den Flensburg neben den gefürchteten Punkten beim Kraftfahrtbundesamt deutschlandweit bekannt ist, und beobachte aus dem Liegestuhl das muntere Treiben der Möwen, Schwäne und Ausflugsdampfer auf dem Wasser.

Die ersten Pedalumdrehungen bringen mich durch ein Gewerbegebiet aus der Stadt hinaus, und nachdem ich hinter dem Tunnel unter der Umgehungsstraße rechts abgebogen bin, bleiben die Autos zurück. Der einsame Felweg schlendert gemütlich durch saftig grüne Weiden und es riecht abwechselnd nach Kuh, Pferd oder Schaf.

Der archäologische Arnkiel-Park bei Munkwolstrup ermöglicht eine über 5.500-jährige Zeitreise zurück in die Jungsteinzeit. Nach dreijähriger Ausgrabung wurde hier ein über 70 Meter langes Großsteingrab rekonstruiert, und auf dem angrenzenden Gelände sind sechs weitere Grabhügel zu entdecken. Der Infopavillon vermittelt anschaulich, wie die riesigen Gräber errichtet wurden und die Menschen der Vor- und Frühgeschichte gelebt haben.

Noch älteren Ursprungs ist der idyllische Sankelmarker See, an dessen Ufer die Reifen bald entlang rollen. Er ging zum Ende der letzten Eiszeit aus einer subglazialen Rinne hervor, und im Winter 1864 standen sich preußische, österreichische und dänische Truppen auf der zugefrorenen Eisdecke in der Schlacht von Oeversee gegenüber. Das eigentliche Dorf »über dem See« thront auf dem angrenzenden Höhenrücken. Zusammen mit der Treene, einem der großen schleswig-holsteinischen Flüsse, verlasse ich den Ort nach einer Pause am Rastplatz vor dem Teich an der alten Wassermühle und erreiche die hohe Geest.

Ein gelber Mähdrescher von New Holland links von der Straße liefert sich ein Rennen mit dem grünen Konkurrenzmodell von Claas, das auf dem Feld am rechten Wegesrand seine Runden dreht. Beide wirbeln ordentlich Staub auf, den die Abendsonne atmosphärisch orange färbt, und praktisch ohne Steigungen radele ich durch das Naturschutzgebiet Fröruper Berge meinem Tagesziel Schleswig entgegen.

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Die vollständige Tourenbeschreibung lesen Sie in der Ausgabe 4/2015 des Bike&Travel Magazins

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