Auf der 100 Schlösser Route durchs Münsterland

Pferde, Fachwerk und prächtige Herrensitze

Münsterland ist Radfahrland und die 100 Schlösser Route gilt als Königin der deutschen Fernradwege. Der Name ist dabei sogar Understatement, denn auf einer Länge von über 950 km verbindet sie mehr als 100 Schlösser, Burgen und Herrensitze. Michael Hennemann hat sich eine Woche Zeit genommen und Ost-, Süd- und Nordkurs zu einer knapp 520 km langen Tour einmal rund um Münster kombiniert.

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Text/Bilder: Michael Hennemann

Die 100 Schlösser Route eröffnete 1987 als eine der ersten Themenradrouten in Deutschland und der u sprüngliche Rundkurs von 880 Kilometern wuchs bis Mitte der 1990er Jahre auf eine Länge von über 1.200 km an. 2008 wurde der Streckenverlauf dann komplett überarbeitet und es entstanden die vier, noch heute bestehenden, nach den Himmelsrichtungen benannten Rundkurse. Mit einer Länge zwischen jeweils 210 und 315 Kilometern erschließen sie verschiedene Gebiete des Münsterlands. Der Startpunkt ist dabei beliebig wählbar und eine Radtour lässt sich sehr individuell gestalten. Dank des dichten Radwegnetzes sind auch Tagestouren kein Problem.

Ich habe etwa eine Woche Zeit und mich daher entschieden, den Südkurs mit herausragenden Zeugnissen der münsterländischen Baukunst, den bis in das wellige Tecklenburger Land reichenden Nordkurs sowie den durch das östliche Münsterland bis ins Tal der Lippe führenden Ostkurs zu einer abwechselungsreichen Radtour zu kombinieren.

Los geht es in Warendorf, gut 30 Kilometer östlich von Münster. Einen hohen Stellenwert in der 38.000-Einwohner-Stadt genießen Pferdesport sowie -züchtung und so haben u.a. das Nordrhein-Westfälische Landesgestüt mit der angeschlossenen Deutschen Reitschule sowie das Olympische Komitee für Reiterei ihren Sitz in Warendorf. Jedes Jahr im Herbst finden auf dem Gelände des nordrhein-westfälischen Landgestüts die traditionellen Warendorfer Hengstparaden statt.

Von der Pferdestadt Warendorf ins Tal der Lippe

Das Münsterland umfasst den wenig industrialisierten Nordwesten des ansonsten bevölkerungsreichen Bundeslands Nordrhein-Westfalen zwischen Teutoburger Wald im Nordosten, der Lippe am Übergang zum Ruhrgebiet im Süden und den Niederlanden im Westen. Rund um die zentrale Universitätsstadt Münster erstreckt sich in alle Himmelsrichtungen eine abwechselungsreiche, kleinteilige Parklandschaft, die durch das jahrhundertelange Wirken der Bauern entstanden ist. Wiesen und Weiden wechseln sich mit Laubwäldern ab. Auf den Weiden grasen Pferde und aus den Hecken rings herum erklingt der Ruf der Nachtigall.

Als Kaiser Friedrich Barbarossa 1180 Heinrich den Löwen stürzte, seines Zeichens Herzog von Sachsen und Bayern, entstand das Fürstbistum Münster. Bis zur Säkularisation im Jahre 1803 waren die Bischöfe zugleich auch weltliche Landesherren und demonstrierten ihre Macht mit zahlreichen standesgemäßen Repräsentationsbauten. Dazu erhöhten Kleinstaaterei und Erbteilung die Dichte an Herrensitzen, denn jeder Fürst ließ sich sein eigenes Schloss errichten und so hat jede Bauepoche im Münsterland ihre Spuren hinterlassen. Weit verstreut in der Landschaft liegen gemütliche Dörfer mit altehrwürdigen Fachwerkhäusern und natürlich unzählige Burgen, Schlösser und Herrensitze, die der 100 Schlösser Route ihren Namen geben. Durch weite Felder kurble ich gen Süden und erreiche über Ennigerloh und vorbei an Haus Geist, ein Wasserschloss im Stil der Lippe-Renaissance, das geschäftige Industriestädtchen Oelde. Da das mittelalterliche Fachwerk 1800 einem Stadtbrand zum Opfer fiel, erscheint das Stadtbild sehr modern. Einzig die gotische Pfarrkirche St. Johannes hat die Flammen überstanden und bildet heute das Wahrzeichen der Stadt. Aus der Landesgartenschau 2001 hervorgegangen ist der Vier-Jahreszeiten-Park mit Kindermuseum, Spielplätzen, Restaurants, Waldbühne und Freibad. Hinter Oelde führt die 100 Schlösser Route durch die Ausläufer der Beckumer Berge und bei guter Sicht reicht der Blick bis zum Teutoburger Wald. Links und rechts des Wegs erstrecken sich weitläufige Obstplantagen. Am Ortsrand von Stromberg ist im ehemaligen Rittergut Haus Nottbeck das Museum für Westfälische Literatur mit angeschlossenem Kulturcafé untergebracht, das leider nur an Wochenenden geöffnet hat.

Einen weiten Ausblick über die flache Ebene des Münsterslands bietet sich dann in Stromberg selbst und Burg Stromberg gilt als einzige Höhenburg im Münsterland.

Anschließend schnurren die Reifen durch eine Serpentine bergab. Ungebremst laufen lassen darf ich das Rad allerdings nicht, denn unten geht es gleich an der ersten Möglichkeit links ab und weiter nach Wadersloh, dessen Silhouette vom fast 90 Meter hohen Hauptturm der imposanten Pfarrkirche St. Margareta dominiert wird. Bis zum Etappenende Herzfeld ist es nun nicht mehr weit und erschöpft, aber zufrieden rolle ich auf den Parkplatz des Landgasthofs Möllenhof.


GPS-Daten  |  Länge 520 km  |  Webcode #1123  |  GPX Track herunterladen


Die vollständige Tourenbeschreibung lesen Sie in der Ausgabe 3/2016 des Bike&Travel Magazins.

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